1920-1945

Vom Weltbrand des Ersten Weltkrieges bekommen Oedheim und Degmarn nur Funken ab: Aus dem Felde treffen Gefallenenmeldungen ein. im Zweiten Weltkrieg aber gehen Teile des Ortes selbst in Flammen auf, bekommt man den Weltbrand vor Ort zu spüren. Ein gesonderter Beitrag in dieser Festschrift befasst sich dabei mit dem Oedheimer Militärflugplatz und seiner Feuerwehr.

1920 Die Oedheimer Wehr erhält ihre erste Motorspritze. In Degmarn brennt es bereits zum dritten Mal im gleichen Gebiet wie 1904 und 1912. Man vermutet daher Brandstiftung.

1924 Ab dem 2. Mai dieses Jahres kann bei Bedarf die Kraftfahrspritze aus Heilbronn unter der Telefon-Nummer 1230 angefordert werden. Am 13. Juli findet der Bezirksfeuerwehrtag in Gundelsheim statt, bei dem die Statuten des Bezirksfeuerwehrverbandes Neckarsulm genehmigt werden. Bekanntgegeben wird auch, dass in Stuttgart nun eine Zentralkasse des Feuerwehrwesens besteht, die Unglücksfälle regelt.

1929 In Degmarn brennt die Scheuer von Karl Jochim nieder, wobei auch ein Lieferwagen der Bierbrauerei Lang aus Stein – beladen mit Tischen und Bänken – vernichtet wird. Er war in der Scheuer abgestellt gewesen.

1931 Am 10. Mai findet das Bezirksfeuerwehrfest in Oedheim statt. Von Neuenstadt, das zwei Jahre zuvor diesen Tag ausgerichtet hat, erhält man die 1872 gestiftete Bundesfahne übergeben.

1933 Am 14. Mai dieses Jahres richtet Jagstfeld den Bezirksfeuerwehrtag aus und begeht das 25-jährige Bestehen seiner Wehr. Oedheim gibt dabei die Bundesfahne an Jagstfeld weiter. Am 30. Januar ist Adolf Hitler an die Macht gekommen. Sein erstes Ziel ist die innenpolitische Gleichschaltung aller Organisationen und Verbände. Ihr unterliegen ab dem 15. Juni auch die Feuerwehren. Alle vorherigen Funktionäre müssen ihre Ämter niederlegen, möglichst Mitglied der NSDAP sein oder werden und sich einer Neuwahl stellen. In der Silvesternacht zum Jahr 1934 bricht im Anwesen des Landwirts Jakob Knoll in der Mühlgasse ein Feuer aus, dem Wohngebäude, Scheuer und Stall zum Opfer fallen. Nur mit größter Mühe kann der Viehbestand gerettet und ein Übergreifen auf Nachbarhäuser verhindert werden.

1935 In Degmarn brennt das Wohnhaus von Hubert Bertsch aus, wobei drei Familien ihre Wohnungen verlieren.

1937 Am 22. Februar wird in Oedheim wieder eine Scheuer Opfer der Flammen. Sie brennt bis auf die Grundmauern nieder; das Vieh des Landwirts Karl Heim kann aber gerettet und eine Ausbreitung des Feuers verhindert werden. Genaue Protokolle führt die Wehr in dieser Zeit nicht, wie der zusammenfassende Bericht der Jahre 1934 bis 1936 zeigt.

1939 Mit dem Kriegsausbruch am 1. September wird auf Anordnung der national-sozialistischen Machthaber aus den Freiwilligen Feuerwehren eine Feuerschutzpolizei. Schon im Vorjahr ist eine ,,Ausbildungsvorschrift für den Feuerwehrdienst“ erlassen worden, die die Einzelheiten regelt und zum 1. Februar 1939 in Kraft tritt. Die Wehr untersteht jetzt dem ,Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei im Reichsministerium des Innern‘.

1944 Am Pfingstsamstag wird der Oedheimer Militärflugplatz Ziel eines Angriffs und die Scheuer von Josef Lösers Witwe in Brand geschossen. Auch hier können Viehbestand und Nachbarschaft geschützt werden, während das Gebäude völlig niederbrennt. Der damalige Rektor Brielmaler berichtet darüber: ,,28. Mai 1944. Den gestrigen Pfingstsamstag werden die Oedheimer nicht leicht vergessen. Am Morgen hatte der Unterricht wegen Fliegeralarm in der vergangenen Nacht erst um 9 Uhr begonnen. Um 10.45 Uhr mussten die Schüler wegen erneuter Fliegergefahr schon wieder nach Hause geschickt werden. Nach dem Mittagessen drang plötzlich Lärm von Flugzeugen an unser Ohr. Ich schaute zum Fenster hinaus und sah zwei Jagdflugzeuge mit Kurs Flugplatz. Erst jetzt erkannte ich, dass es feindliche Flieger waren, und schon erfolgte Detonation auf Detonation. Über dem Flugplatz stieg eine mächtige, schwarze Rauchwolke auf. Dies musste von Benzin herrühren. Vier deutsche Flugzeuge waren in Brand geschossen worden. Dann riefen die Glocken vom Kirchturm und Rathaus Hilfe herbei. Eine Scheune an der Neuenstadter Straße, dem Landwirt Alois Löser gehörend, stand in Flammen. Ich sah von der Bühne aus die Flammen lichterloh zum Himmel emporschießen.Das Gebäude brannte bis auf die Grundmauern ab.“ Zwei Soldaten mussten bei diesem Angriff ihr Leben lassen.

1945 Vom 2. bis zum 13. April liegt Oedheim in der Hauptkampflinie der Kriegsfront. Fast täglich kommt es nun zu Fliegerangriffen und Artilleriebeschuss auf den Ort und den Fliegerhorst. Verdeutlichen kann dies der ,Vertrauliche Einsatzbericht‘ einer amerikanischen Jagdbomberstaffel.Er macht folgende Angaben: Der Einsatz fand am 5. April 1945 um 15.45 Uhr statt. Geflogen wurde der Angriff von acht Maschinen des 1VP5 P-47 ,Thunderbolt‘ vom 525. Fighter Squadron. Abgeworfen wurden dabei aus 1500 Metern Höhe 4 Brandbomben von je 500 Pfund und 6 Splitterrbomben von je 260 Pound. Diese schlugen – so der Pilot – am nördlichen Ende des Ortes sein; weißer Rauch stieg auf. Zehn Gebäude wurden zerstört, zehn Gebäude beschädigt. Ein großes Feuer sei dabei ausgebrochen. Sein Einsatzleiter – Deckname: Grandfather – habe ihn angefunkt und eine ,Gute Show‘ dazu gesagt. Vermutlich drei Oedheimer sind bei diesem Angriff ums Leben gekommen. Die Chronik von Anton Henkel verzeichnet für diesen Tag drei Todesfälle:
* Robert Sandel, den ein Granatsplitter in der Nähe seiner Wohnung in der Neuenstadter Straße trifft.
* Ludwig Voll, einen Volkssturmmann, ereilt das gleiche Schicksal in der Hauptstraße vor dem Gasthaus ,Linde‘ und
* Johann Weber, der durch einen Bombentreffer im Viehstall seines Bruders verschüttet wird. Die Oedheimer Wehr ist in diesen letzten Kriegstagen ziemlich machtlos: Die wehrfähigen Männer sind an der Front. Die vorhandene Ausrüstung reicht kaum, um einen größeren Brand mit Erfolg zu bekämpfen. Zwar ist zusätzlich zum gemeindeeigenen TS 8 noch eine Tragkraftspritze aus Privatbesitz im Einsatz – doch werden in den 12 Tagen insgesamt 56 Wohngebäude und 66 Scheunen und Stauungen zerstört. Teilweise brennt es an zehn Stellen gleichzeitig, so dass der damalige Kommandant Otto Sandel und seine Männer kaum Herr der Lage werden können, obwohl viele Helfer – darunter Frauen, Kinder und hochbetagte Männer – nahezu Übermenschliches leisten, Mindestens ein Feuerwehrmann muss dabei selbst das Leben lassen. Bei Löscharbeiten im Pfarrgarten wird der Arbeiter August Herold am 11. April von einem Granatsplitter getroffen. Besonders betroffen ist auch der Willenbacher Hof. Das dortige Herrschaftshaus wird durch Beschuss und Brand völlig zerstört. Noch schlimmer trifft es Degmarn, das zu 90 Prozent zerstört wird. Was Bomben und Granaten nicht vernichten, wird – so Anton Henkel – ein Opfer der ausgebrochenen Brände: