1951-1969

Oedheims Wehr organisiert sich in den Jahren nach dem II. Weltkrieg wieder neu. Neben der Brandbekämpfung stehen jetzt auch andere Aufgaben an, die regelmäßig zu bewältigen sind: Ordnungs- und Sicherungsdienste bei den zahlreichen Festen und Prozessionen in der Kochertalgemeinde, Bewässerungseinsätze bei zu großer Trockenheit besonders auf den Sportplätzen, Haussammlungen zur Kriegsgräberfürsorge Auffüllen von Karpfenteichen in der Kochertalaue, Teilnahme bei Vereinsjubiläen aller Art. Und vor lauter Engagement vergisst man so das eigene große Jubiläum, das man 1966 hätte begehen können – das 100-jährige.

1951 Am 19. April findet die erste Versammlung der neu aufgestellten Wehr statt mit Anlegung einer Kartei und dem Verpassen von Helmen und Gurten. Am 2. Juni findet im Rathaus eine Versammlung der Wehr mit Neuwahlen statt. 78 Mann sind dabei anwesend.

1952 Am 1. Mai leistet die Wehr „auf dringendes Ersuchen der Landespolizei Absperrdienst bei der Weihe der Landmaschinen“. Dazu werden sechs Mann abkommandiert. Auch in den Folgejahren werden dazu regelmäßig Feuerwehrleute benötigt. Am 3. Mai wird die Wehr in zwei Züge aufgeteilt. Gleich zweimal brennt es im Oktober dieses Jahres: Am 17. geht eine Scheuer in der Degmarner Straße in Flammen auf. Durch rasches Eingreifen der Wehr kann der Brand auf dieses Gebäude beschränkt und gelöscht werden. Am 22. Oktober brennt eine Feldscheuer im Neudorf innerhalb von zehn Minuten restlos nieder. ,,Es gelang der Wehr die Landmaschinen mit Einreißhaken aus dem Feuer zu ziehen, doch waren diese zum Teil schon ausgeglüht.“

1953 Eine Oedheimer Abordnung besucht am 30. und 31. Mai den Deutschen Feuerwehrtag in Ulm und dabei auch die Grabstätte von Generalfeldmarschall Erwin Rommel, dem ,Wüstenfuchs‘ und Kommandanten des Deutschen Afrika- Korps im zurückliegenden Weltkrieg.

1954 Gleich dreimal ist die Wehr im Oktober und November zur Straßenreinigung eingesetzt, nachdem die völlig verschmutzte Hauptstraße von Polizeimeister Betz zum Notstand erklärt worden ist.

1955 Am 28. September vernichtet ein Großbrand den Willenbacher Hof und damit zum wiederholten Male die Stätte, wo Oedheim ,geboren‘ wurde. Die Ursache des Brandes: Selbstentzündung von Heu und Stroh, der Schaden: eine Viertelmillion Mark. Das Rapportbuch zu den Geschehnissen: ,,Der Brand brach in der 70 Meter langen und 20 Meter breiten Scheuer auf der östlichen Seite vom Hof aus. Um 6 Uhr stand schon die ganze Scheuer auf der ganzen Länge mit der dahinter stehenden kleineren Scheuer völlig unter Feuer. Die Löscharbeiten dauerten bis 9.30 Uhr.“ Doch auch danach noch seien wechselweise Lösch- und Abräumarbeiten erforderlich gewesen.

1956 In voller Stärke von 40 Mann nimmt die Wehr am 13. Mai beim Bezirksfeuerwehrtag in Obereisesheim teil.

1957 Am 21. Januar zieht die Wehr mit ihren Geräten in die ersatzweise zugeteilte Gemeindescheuer um, damit am Platz der seither genutzten Kelter das neue Feuerwehrmagazin entstehen kann.
Der Gemeinderat genehmigt am 9. Februar eine neue Feuerwehrsatzung, wovon jeder Feuerwehrmann eine Ausgabe im Taschenformat erhält.

1959 In der Heuchlinger Straße beim Bautzenwald brennt am 7. Juni ein Kleinbus völlig aus. Der Sachschaden beträgt rund 6 000 Mark. Im Juli und August brennen gleich dreimal Getreide- bzw. Stoppelfelder um Willenbach, wobei jeweils die Wehr zum Einsatz kommt. Interessant ist in einem Falle die Brandursache: Verursacht hat ihn eine Krähe, welche an einer Hochspannungsleitung einen Kurzschluss verursachte. Ein herabfallender Draht entzündete dabei das Getreidefeld.

1960 Am 21. August leistet Oedheims Wehr die idealste Art von Brandbekämpfung – sie verhindert ihn noch vor dem Ausbrechen. In einem Gesiedhaufen bei der Dreschhalle wird mit der Heustocksonde eine Temperatur von bis zu 80 Grad festgestellt. In einem fünf Stunden dauernden Einsatz wird der Haufen abgetragen.

1961 Am 11. August kann man bei der Friedrichshaller Firma Bachert sein neues Feuerwehrfahrzeug, das LF 8 – TS abholen. Am 6. und am 13. Mai findet der Umzug ins neue Feuerwehrmagazin statt, das am 5. August eingeweiht und offiziell seiner Bestimmung übergeben werden kann. Erstmals tritt dabei auch der speziell zu diesem Anlass gegründete Fanfarenzug auf. Die Schlüsselübergabe an Bürgermeister Natterer nimmt der Architekt Paul Binnig vor; die kirchliche Weihe erfolgt durch Prof. Dr. Heinrich Fries, den jetzigen Oedheimer Ehrenbürger. Anschließend gibt es einen geselligen Abend im Ratssaal, bei dem Ernst Herdecker, der seinerzeitige Kommandant, für seinen zehnjährigen Einsatz besonders geehrt wird.

1962 Um den ein Jahr zuvor gegründeten Fanfarenzug wird in der Hauptversammlung bereits heftig debattiert, da nicht geklärt ist, ob dieser zur Feuerwehr gehört oder ob er selbständig ist. Am 12. Juli gerät bei der Firma Paul Böhringer eine Gasflasche in Brand. Stolz vermerkt der Protokollant im Rapportbuch: ,,Das LF 8 fuhr schon aus dem Gerätehaus, als die Sirene noch lief.“

1963 Am 17. Januar entsteht in einem Nebengebäude des Oedheimer Schlosses
ein Deckenbrand durch einen defekten Kamin. Durch Aufbrechen des Fußbodens und Herunterreißen der unteren Decke konnte das Feuer bald gelöscht werden, doch wird bis zum nächsten Morgen eine Brandwache gestellt.

1967 Es gibt Probleme mit dem Dienstbesuch der Mitglieder. Gegenüber den Vorjahren ist er stark zurückgegangen, so dass man in der Generalversammlung am 4. März eine interne Abgabe von zwei Mark in die Mannschaftskasse bei künftigem unentschuldigtem Fehlen beschließt. Vom 26. – 28. August richtet die Feuerwehr aus Anlass der Wasserturmeinweihung auf dem Neuberg das erste Oedheimer Wasserturmfest aus, das in den letzten Jahren erst wiedererstanden ist. Beim Begräbnis des Oedheimer Ehrenbürgers und Barons Dietrich Capler von Oedheim, genannt Bautz, am 14. Dezember 1967 stellt die Feuerwehr die Ehrenwache und die Sargträger.

1968 Erstmals spricht in der Jahreshauptversammlung am 9. März der neugewählte Bürgermeister Manfred Ley zu der Wehr: ,,Wir sehen uns hoffentlich oft bei kameradschaftlichen Anlässen und selten bei Einsätzen.“ Am 26. Mai sorgt die Oedheimer Wehr für den Feuerschutz am Flugtag, den der Fliegerclub Bleriot auf dem Oedheimer Flugplatz gestaltet. Für Ordnungs- und Parkplatzdienste sieht man sich allerdings nicht zuständig. Ein kalter Blitz zerstört das Dach eines Hauses in der Neuenstädter Straße, entzündet das Gebäude jedoch nicht. so dass die Wehr nur bei der Trümmerbeseitigung und der notdürftigen Abdichtung des Daches eingesetzt war. Am 17. und 18. August richtet die Wehr das zweite und vorläufig letzte Wasserturmfest aus. Am 21. September muss man sich in einer außerordentlichen Versammlung mit dem Rücktritt des seinerzeitigen Kommandanten Sebastian Mosthaf befassen. Ausschlaggebend sind gesundheitliche Gründe nach einem Unfall, den der Kommandant mit dem Feuerwehrfahrzeug LF 8 TS hatte. Ehrenkommandant Ernst Herdecker übernimmt zunächst kommissarisch wieder die Leitung.

1969 In der ordentlichen Jahreshauptversammlung am 1. Februar wird Ernst Herdecker regulär wieder zum Kommandanten gewählt. Seine erste ,Amtshandlung‘: ein Situationsbericht zu der etwas angeschlagenen Kameradschaft verbunden mit einem Appell an das Pflichtbewusstsein und die Verantwortung, sowie den guten Willen zum Abändern der aufgetretenen Missstände. Am 7. März kommt es zu einem Dachstockbrand in einem Wohn- und Geschäftshaus in der Hauptstraße, der von den Mietern bemerkt und gemeldet wird. Die Wehr setzt zwei C-Rohre ein und hat den Brand in sechs Minuten unter Kontrolle. Wiederholt kommt es im Sommer zu Bränden auf dem seinerzeitigen Schuttplatz, worüber die Feuerwehr recht ungehalten ist. Muss doch jedesmal eine
400 Meter lange Schlauchleitung zum Kocher gelegt werden. Man tröstet sich damit, dass der Platz bald geschlossen werden soll. Am 9. Oktober wird Otto Sandel, Oedheims erster Ehrenkommandant, zu Grabe getragen, der sich in den Kriegsjahren und beim Wiederaufbau der Feuerwehr in der Zeit danach große Verdienste erworben hatte:

1970 Am Heiligen Abend bricht in der Gaststätte ,Kochertalstuben‘ ein Brand aus, der die gesamte Inneneinrichtung zerstört. Ein weiteres Übergreifen kann die Wehr verhindern.